Zeppelin-Brief Nr. 70

 

Inhaltsverzeichnis:
Mitgliederversammlung 2017 und andere Termine
Vorwort / Manfred Bauer
Neuer Vorstand gewählt – Mitgliederversammlung 2016 / Martin Demel
Vom Glück des Findens oder lauter Lieblingsstücke – Der Freundeskreis zur Förderung des Zeppelin Museums zeigt Höhepunkte seiner Sammlung / Harald Ruppert
Mitgliederfahrt 2016 nach Augsburg und Gersthofen / Rainer Fischbach
Kult! Legenden, Stars und Bildikonen / Claudia Emmert
Gedenkveranstaltungen zum 100. Todestag von Graf Ferdinand von Zeppelin / Manfred Bauer und Diana Reichle
Die Erforschung der Arktis in der Luft – Ein Tagungsbericht / Barbara Waibel
Veränderungen im Aufsichtsrat der Zeppelin Museum Friedrichshafen GmbH / Manfred Bauer
Smarter als die Luft: Zeppelin Museum eröffnete Ausstellung zur Stromlinienform / Harald Ruppert
Neues aus dem Zeppelin-Archiv: Nachlass von Max Losch jetzt verzeichnet / Kathrin Wurzer
Schiffe und Boote im Dienste Graf Zeppelins / Manfred Bauer und Andreas Meichle
Vor 100 Jahren: Maybach entwickelt einen überbemessenen Flugmotor / Heike Weißhaupt und Wolfgang Boller
Luftschiffe im Ersten Weltkrieg: Das Wendejahr 1916 / Friederica Ihling
Vor 80 Jahren – Das Erfolgsjahr 1936 der Deutschen Zeppelin-Reederei mit LZ 127 „Graf Zeppelin“ und LZ 129 „Hindenburg“ / Manfred Bauer
Karl Rösch und die Luftschiffhäfen in Südamerika – gewidmet seiner Tochter Elisabeth Koetter (13. Januar 1924 – 13. Dezember 2015) / Gerhard Jäger
„…[Bierflaschen] konnten nach Entleerung über Bord geworfen werden“ – Streiflichter zum Thema Bier und Luftschiffe / Sabine Betzler-Hawlitschek
10. November 1951: Erstes Zeppelinertreffen nach dem 2. Weltkrieg in Friedrichshafen / Manfred Sauter
3. Juni 1953: 75. Geburtstag Dr.-Ing. Ludwig Dürr / Manfred Sauter
Neues vom Zeppelin NT / Andrea Fischer
Aufstellung der Zeppelin-Gedenktafeln am 19. September 2016 – Ferdinand Graf von Zeppelin – Wegbereiter der Industriegeschichte Friedrichshafens / Manfred Sauter
Die Zeppelin Universität – dem Grafen verpflichtet / Rainer Böhme
Neues ZF-Forum feierlich eröffnet / Martin Demel
Zeppelin-Büchermarkt – Neuerscheinungen 2016 / Barbara Waibel

Liebe Mitglieder des Freundeskreises zur Förderung des Zeppelin Museums, liebe Zeppelinfreunde

Es ist schon einige Wochen her, dass im Zeppelin Museum die Ausstellung „Strom–Linien–Form“ eröffnet wurde. Ich durfte schon einige Tage zuvor das Werden dieser Ausstellung verfolgen und war richtig überrascht und fasziniert, am Ausstellungstag und auch in den letzten Wochen diese Darstellung von „Strom–Linien–Form“ intensiver zu bewundern.

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Manfred Bauer, Dietmar Blasius und Manfred Sauter
Foto: Emil Schneider

Schon bei der Eröffnung vor vollem Hause mit den kurzen und kurzweiligen Begrüßungsreden von der Direktorin des Zeppelin Museums, Dr. Claudia Emmert, von Oberbürgermeister Andreas Brand, einer spannenden Einführung von Jürgen Bleibler in diese Materie und der Vorstellung des Begleitbandes durch Horst-Dieter Görg wurde Appetit geweckt, diese Ausstellung zu besuchen – und das nicht nur einmal. Hier gilt der Dank dem ganzen Museumsteam unter Leitung von Jürgen Bleibler, der hier ein Randgebiet der Geschichte des Luftschiffbaus, nämlich die Aerodynamik, mit der Entwicklung auch in vielen anderen Bereichen bis in die heutige Zeit darstellt. Auch hier lag der Ursprung der Erforschung der Aerodynamik vor über 100 Jahren beim Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshafen und ist eng mit dem Namen des Aerodynamikers Paul Jaray verbunden. Mit hervorragenden Original-Fahrzeugen, Replikas und mit Mini-Nachbildungen mit informativen Beschreibungen und Erklärungen und begleitet in den nächsten Monaten von vielen Fachvorträgen zu Einzelgebieten der Aerodynamik, kann man diese Ausstellung bis April 2017 besuchen. Neben diesem aktuellen Höhepunkt in der Reihe der Zeppelin- bzw. Technik-Ausstellungen war bis Oktober dieses Jahres mit der Ausstellung „Möglichkeit Mensch. Körper/Sphären/Apparaturen“ auch ein Randgebiet der Zeppelingeschichte bzw. der Höhenforschung jeglicher Art von Ballonen zu sehen. Hier muss auch erwähnt werden, dass bereits im Jahre 1917 das Zeppelin-Luftschiff L 55 unter Führung von Luftschiffkapitän Hans Curt Flemming den damaligen Höhenrekord von 7.650 m bei -30 C°, unfreiwillig, um feindlichen Fliegern auszuweichen, aufstellte. Auch hier gab es im Erdgeschoss des Zeppelin Museums eine spannende Ausstellung mit interessanten und selten zu sehenden Exponaten.

Beide Ausstellungen wurden durch die Kulturstiftung des Bundes großzügig finanziell unterstützt, was bedeutet, dass die Arbeit des Zeppelin Museums und seiner Mitarbeiter auch von staatlicher Seite gewürdigt wird. Im 20. Jahr des Zeppelin Museums im Hafenbahnhof kamen diese beiden Ausstellungen natürlich gerade zum richtigen Zeitpunkt, um dieses besondere Ereignis zu feiern. Am 2. Juli dieses Jahres war ein großes Jubiläumsfest im Zeppelin Museum mit vielen Aktivitäten, bei denen sich auch der Freundeskreis mit verschiedenen Aktionen eingebracht hat.

Und zu guter Letzt wird im Frühjahr 2017 nochmals ein Randgebiet der Zeppelin-Geschichte in einer großen Ausstellung gewürdigt: „Kult! Legenden, Stars und Bildikonen“. Hier wird der Frage nachgegangen, warum Graf Zeppelin und die Zeppelin-Luftschiffe solch einen Kultstatus erlangen konnten, der heute noch vorhanden ist. Schon mit dem ersten Aufstieg eines Zeppelin-Luftschiffes entstand dieser Kult und entwickelte sich ganz besonders durch das Unglück von Echterdingen – man muss sich vorstellen, die Katastrophe von Echterdingen wird zum Auslöser eines solchen Kultes! Hier hatten der Freundeskreis und ganz besonders unser Ehrenvorsitzender Manfred Sauter in den letzten Jahrzehnten viele Exponate gesammelt, die auch in der Zeppelin-Wunderkammer zu sehen sind. Wir haben diese Kleinode immer liebevoll als „Zeppelin-Kruscht“ bezeichnet – aber auch dies gehörte und gehört zum Erscheinungsbild des Zeppelin-Kultes mit all seinen Auswirkungen.

Nachdem nun nach jahrlangen Verhandlungen endlich ein Uferweg unterhalb des Werksgeländes der MTU in Manzell fertiggestellt wurde und eine große Bereicherung besonders für die Spaziergänger ist, wurde dort ein weiterer Baustein zur Erinnerung an die Geschichte der Zeppeline aufgestellt. An diesem geschichtsträchtigen Areal der Luftfahrt- und Technikgeschichte am Bodensee von 1899 bis heute mit den ersten Zeppelinen, dem Flugzeugbau mit Kober und Dornier und in neuester Zeit mit MTU war es für unseren Ehrenvorsitzenden Manfred Sauter immer ein Anliegen, dies auch in Form einer Schautafel und des symbolisch dargestellten Luftschiffes LZ 1 der Öffentlichkeit zu zeigen. Dies ist nun in diesem Spätsommer geschehen.

Bei einer Führung mit den „alten Herren“ meiner Verbindung der Universität Mannheim vor einigen Monaten durch die Zeppelin-Universität und beim diesjährigen Sommerfest wurde mir zum ersten Mal so richtig bewusst, was am Campus am See oder im Fallenbrunnen alles im Bereich dieser Universität abläuft. Ob in Forschung oder Lehre, auch Veranstaltungen für Jedermann, für die Bürger von Friedrichshafen sind „im Angebot“. Mit dem Artikel im Zeppelinbrief über die Friedrichshafener Universität mit den Aktivitäten auch der Studenten und Studentinnen wollen wir einen Beitrag leisten, dass bei unseren Mitgliedern, aber auch in der Bevölkerung von Friedrichshafen und Umgebung ein Einblick in die Arbeit und das Wirken unserer Uni abläuft. Dass es an „studentischem Leben“ in Friedrichshafen fehlt, wie es bei den Anregungen der Studenten in einer Zeitung bei einer Umfrage hieß, das müssen die Studenten selbst gestalten. Es gibt bestimmt viele Angebote in Vereinen und an kulturellen Ereignissen während der Zeit ihres Studiums hier in Friedrichshafen,
die von ihnen wahrgenommen werden können und sollen. Die Identifikation der Häfler Bürger mit ihrer Universität kann nur geschehen, wenn auch die Studenten und Studentinnen sich mit der Stadt, in der sie mehrere Jahre leben, so wie sie ist, identifizieren – es gehören immer Zwei dazu.

Auch die Mitgliedschaft im Freundeskreis zur Förderung des Zeppelin Museums, und das ein Leben lang, ist bestimmt dienlich, die Akzeptanz der Studenten und Studentinnen unserer Uni zu fördern und zu verbessern. Im nächsten Jahr, am 8. März 2017, erinnert die Stadt Friedrichshafen an den 100. Todestag von Ferdinand Graf von Zeppelin. Mit vielen Veranstaltungen soll dem großen Luftfahrtpionier gedacht und die Auswirkungen seines Wirkens bis in heutige Zeit beleuchtet werden. Eine große Veranstaltung wird am Vortag seines Todestages am Zeppelin–Denkmal in Friedrichshafen sein, am Todestag selbst fährt eine
Delegation aus Friedrichshafen zum Pragfriedhof nach Stuttgart zu seinem Grab.

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Jürgen Bleibler bei seinem Lieblingsexponat am Tag der offenen Tür
Foto:: Zeppelin Museum

Wir hoffen, Ihnen liebe Mitglieder und Leser, mit der 70. Ausgabe des Zeppelin-Briefes wieder ein Heft mit interessanten Informationen, Beiträgen und Fotos präsentieren zu können. Die Museen, allgemein und so auch das Zeppelin Museum wollen nicht nur die Vergangenheit zeigen, sondern auch die Entwicklung der Betriebe, die vor über hundert Jahren durch Graf Zeppelin mit seinen Luftschiffen ihren Ursprung
hatten. Das sieht man in den Ausstellungen im Zeppelin- und Dornier-Museum sowie im ZF-Forum, und auch der Zeppelinbrief will mit seinen Beiträgen die heutige Entwicklung zeigen. Die Beiträge in diesem Heft befassen sich mit vereinsinternen Geschehnissen, Neuigkeiten aus dem Zeppelin Museum, historischen Themen und Neuigkeiten aus den Zeppelinbetrieben und sollen Sie über das große Gebiet rund um Zeppelin informieren.

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Stand des Freundeskreises am Tag der offenen Tür
Foto:: Zeppelin Museum

Wir bedanken uns bei allen, die zur Gestaltung des Zeppelin-Briefes in irgendeiner Form beigetragen haben. Hierbei freuen wir uns wie immer, wenn uns entsprechende Berichte und Neuigkeiten über das große Gebiet Zeppelin zur Verfügung gestellt werden. Die Themen scheinen unerschöpflich zu sein.

Ein großer Dank gilt dem Zeppelin Museum und all den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ein spannendes Jahr Arbeit im Sinne des Grafen Zeppelin sowie in unserem Sinne. Wir freuen uns, dabei als Mitglieder, Vorstand und Aufsichtsräte daran teilnehmen zu können. Im Namen des gesamten Vorstandes wünsche ich Ihnen und Ihren Familien schöne, geruhsame Weihnachtstage und für das Neue Jahr 2017 ein friedliches Miteinander, viel Freude, Gesundheit und ein Wiedersehen bei den Veranstaltungen Ihres Freundeskreises oder des Zeppelin Museums.

Herzlichst
Ihr Manfred Bauer

Vom Glück des Findens oder lauter Lieblingsstücke

Der Freundeskreis zur Förderung des Zeppelin Museums zeigt Höhepunkte seiner Sammlung

Aus wie vielen Einzelstücken die Sammlung besteht, die der Freundeskreis zur Förderung des Zeppelin Museums seit seiner Gründung im Jahre 1982 zusammengetragen hat, kann man nicht genau sagen. „Die Sammlung hat über 30.000 Archivnummern“, sagte Barbara Waibel, die Leiterin des Archivs der Luftschiffbau Zeppelin GmbH. „Aber vieles ist noch gar nicht erfasst. Und es kommt vor, dass eine einzige Nummer einen kompletten Nachlass umfasst.“ Fest steht: In den Schubladen und Vitrinen der dauerhaft eingerichteten „Wunderkammer“ des Zeppelin Museums wird nur ein Bruchteil präsentiert.

Und viele weitere Freundeskreis Anschaffungen sind unauffällig in die Dauerausstellung integriert, wie der Maybach oder die vom Freundeskreis  finanzierte Wandbemalung in der „Hindenburg“-Teilkonstruktion. Aus
Anlass „20 Jahre Zeppelin Museum im Hafenbahnhof“ hat sich das kurzfristig geändert: Die schönsten Exponate wurden mit einem gelben Aufkleber markiert. Und das war auch Anlass für die Direktorin des Zeppelin Museums, dem Freundeskreis ein dickes Dankeschön auszusprechen.

Aber das größte Dankeschön ist die Wechselausstellung „Vom Glück des Findens“, die anlässlich der Mitgliederversammlung am 9. Juli 2016 offiziell eröffnet wurde: sie zeigte Schmuckstücke aus der Sammlung
des Freundeskreises wie z.B. den Reisekoffer Hugo Eckeners, den er auf seinen Luftschifffahrten dabei hatte; ein Holzprägestempel der Holzindustrie Meckenbeuren, mit dem die Stämme als Eigentum der Firma markiert wurden, die seit 1918 Teil der Luftschiffbau Zeppelin GmbH war; oder auch ein handliches Windmessgerät von LZ 130. Durchaus im Ton der Hochachtung sprach Manfred Bauer, der 1. Vorsitzende des Freundeskreises, vom „Zeppelin-Kruscht“, den die Ausstellung in einem Setzkastenregal präsentierte, das an die entschlackte Bauhaus-Ästhetik erinnerte. Zeppelin-Handtücher und Zeppelin-Tassen, Zeppelin-Geduldsspiele und eine Zeppelin-Bronzeplastik; sogar eine Botanisiertrommel in Zeppelinform wurde ausgestellt.

1908 war das Stichjahr der Zeppelin-Verkultung: das Unglück von Echterdingen, aus dem das „Wunder“ der Volksspende hervorging, führte zu einem Zeppelin-Rausch in der Bevölkerung. „Diese Begeisterung wurde
von der Industrie radikal ausgenutzt“, sagte Manfred Bauer. „Es gab kein Produkt, das nicht mit dem Zeppelinbild oder dem Zeppelinluftschiff verziert wurde. Und nicht immer wurde Graf Zeppelin um Erlaubnis gefragt.“ Freilich: Ohne das Schielen auf die schnelle Reichsmark hätte es in der Ausstellung weniger zu sehen gegeben. Und Manfred Bauer, dessen Vater Heinrich Bauer Besatzungsmitglied auf der LZ 127 „Graf Zeppelin“, LZ 129 „Hindenburg“ und LZ 130 „Graf Zeppelin“ war, könnte seine Sammelleidenschaft so wenig stillen wie die 1.450 weiteren Mitglieder des Freundeskreises.

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Manfred Bauer und Martin Demel in unserer Ausstellung
Foto: Martin Kohler

Barbara Waibel sieht sich in den Vitrinen mit den historischen Alben von Luftschifffahrten um, lässt den Blick über die Wand mit den Plakaten gleiten, die zeigen, dass vom Motorenöl bis zum Marionetten-Varieté alles
Mögliche mit der fliegenden Zigarre beworben wurde und sagt: „Eigentlich hätte es jeder Sammlungsschwerpunkt des Freundeskreises verdient, einmal gesondert präsentiert zu werden.“ Claudia Emmert kann aber jetzt schon versprechen, dass den Erwerbungen des Freundeskreises im nächsten Jahr wieder eine Rolle zukommen wird, bei einer Ausstellung, in der die Verkultung des Zeppelins aufgearbeitet werden wird.

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Interessierte Betrachter der Zeppelin-Exponate
Foto: Martin Kohler

Der Freundeskreis hat seine unter der maßgeblichen Leitung von Manfred Bauers Vorgänger Manfred Sauter zusammengetragene Sammlung bereits 2015 an das Zeppelin Museum übertragen. Außerdem wird keineswegs blindlings gesammelt:

„Wir kaufen das, was das Museum haben will“, sagte Manfred Bauer – vorausgesetzt, die Preise schießen nicht durch die Decke. Inzwischen sei der Markt mit den klassischen Sammlerstücken ziemlich leergefegt. Aber für Menschen, die wenige an prächtigen Devotionalien interessiert sind, sondern an der Erforschung der Luftschifffahrt, gibt es besonders unter der sogenannten „Flachware“ immer noch Lohnendes: „Ein Sammler will ja keinen Konstruktionsplan an die Wand hängen“, sagte Manfred Bauer. Das Zeppelin Museum dagegen schon.

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Wolfgang von Zeppelin, Friederica Ihling und Jürgen Bleibler bei der Ausstellungseröffnung

Foto: Martin Kohler

Und wie stößt man auf Sammelobjekte, die man unbedingt haben muss? Manfred Bauer zitierte Giacomo Casanova: „Die besten Dinge verdanken wir dem Zufall oder dem Glück“. Ob „Mann“ unter den besten Dingen nun die Frauen oder Relikte aus der Zeppelinzeit versteht – die amourösen Bindungen ähneln sich: die Freundeskreis-Zeppeliner und Casanova haben ihr Herz nicht nur einmal verloren. Aber dabei immer an die „schönste Sache“ der Welt.

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung wurde die Ausstellung vom „Glück des Findens – Sammlungs-Highlights des Freundeskreises“ offiziell eröffnet, die schon bereits zum Jubiläum „20 Jahre Zeppelin Museum im Hafenbahnhof“ am 2. Juli 2016 im ZeppLab geöffnet war. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung der Ausstellung traditionsgemäß durch das Zeppelin-Ensemble, Bürgermeister Andreas Köster sprach die einleitenden Worte. Vorsitzender Manfred Bauer versuchte in die Tiefen vom „Glück des Findens vorzudringen“, eben hier vom Glück des Findens von Zeppelin-Exponaten. Und wie immer war der Besuch bei dieser Ausstellung groß, gab es doch wirklich interessante und seltene Exponate zu sehen.

Neues vom Zeppelin NT

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Sternekoch meets Feuerwerksflug.
Für alle, die in diesem Sommer auf der Suche nach einem ganz besonderen Highlight waren, bot der Sternekoch Manfred Lang zusammen mit der Deutschen Zeppelin-Reederei (DZR) am 16. Juli 2016 ein außergewöhnliches Erlebnis: ein 4-Gänge-Menü des Sternekochs, serviert in der einzigartigen Atmosphäre der Zeppelin-Werft, in Kombination mit einem Zeppelinflug zum Feuerwerk des Seehasenfests.

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Sternekoch Manfred Lang bei der Zubereitung des exklusiven Menüs im Zeppelin-Hangar
Foto: Michael Häfner

Sternekoch Manfred Lang, Besitzer des Romantik Hotels „Residenz am See“ in Meersburg, erkochte sich bereits 2003 einen Michelin-Stern und konnte ihn über die Jahre kontinuierlich behalten. Für den Feuerwerks-Abend des Seehasenfests hat er ein ganz besonderes 4-Gänge-Menü kreiert mit dem klangvollen Namen „Hommage Graf Zeppelin”. Die ersten 3 Gänge wurden vor Ort von Manfred Lang frisch zubereitet und in der einzigartigen Werft-Atmosphäre des Zeppelin-Hangars serviert. Das Dessert durfte dann während des Zeppelinflugs zum Seehasenfest-Feuerwerk genossen werden – mit fantastischem Blick auf die Kulisse der Friedrichshafener Uferpromenade. Die Resonanz nach diesem Flug war durchweg ausgesprochen positiv: Das sei ein ganz besonderes Flugprodukt, das wir unbedingt regelmäßig anbieten sollten.

Zeppelin NT jagt Meereswirbel: Das Luftschiff als Schaltzentrale der Expedition „Uhrwerk Ozean“ 
Auch 2016 ist der Zeppelin NT wieder im Rahmen eines Forschungsprojekts unterwegs gewesen. Wissenschaftler des Instituts für Küstenforschung am Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG) haben das einzigartige Forschungsprojekt „Uhrwerk Ozean“ ins Leben gerufen. Ziel dieses Projekts ist die Untersuchung kleinster Wasserwirbel im Meer. Vergleichbar mit den Zahnrädern eines Uhrwerks greifen unzählige kleine Wasserwirbel ineinander und beeinflussen die Ozeanzirkulation. Die Wissenschaftler vermuten, dass diese Meereswirbel unser Klima, die Produktivität der Meere und die Wanderung von Fischen beeinflussen. Fundierte Aussagen dazu soll die Expedition „Uhrwerk Ozean“ liefern, bei der weltweit erstmalig ein Forschungszeppelin in der Küsten- und Meeresforschung zum Einsatz kam. Ausgerüstet mit Spezialkameras war es die Aufgabe des Luftschiffs diese kleinen Wasserwirbel aufzuspüren. Gleichzeitig fungierte es als fliegende Schaltzentrale der Mission. Vom Zeppelin aus dirigierte Expeditionsleiter Prof. Burkard Baschek die beteiligten Forschungsschiffe und Flugzeuge.

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Der Zeppelin als fliegende Schaltzentrale der Expedition
Foto: Helmholtz-Zentrum, Geesthacht

Während der Expedition Mitte Juni war der Zeppelin NT auf Usedom stationiert und startete von dort aus zu seinen Forschungsflügen über der Ostsee. An allen fünf Messtagen konnten vielversprechende Daten erhoben werden. Unter anderem war es zum ersten Mal möglich, den gesamten Prozess eines Wirbels mit

rund 400 Metern Durchmesser über einen Zeitraum von sechs Stunden zu verfolgen – von der Entstehung bis zu seinem Verfall. „Sehr schön auch, dass wir uns am Anfang der Messung etwa 50 Minuten mit dem Zeppelin wirklich direkt über dem Wirbel aufhalten konnten“, so Baschek nach diesem Messflug. „Wir sind auf mehreren Ebenen sehr glücklich: Die gelebte Kooperation zwischen den mehr als 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedensten Einrichtungen war beeindruckend. Die Technik, die Kommunikation zwischen den Forschungseinheiten und nicht zuletzt das Wetter haben toll geklappt und mitgespielt“, berichtet Baschek nach Abschluss der Expedition begeistert. „Jetzt sind wir auf die Datenauswertung in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren sehr gespannt.“ Dr. Otmar Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, ist davon überzeugt, dass die Expedition „Uhrwerk Ozean“ unser Verständnis von klimatischen und ozeanografischen Zusammenhängen grundlegend verändern wird.

Auch das Zeppelin-Team ist mit dem Verlauf der Expedition sehr zufrieden. „Die Zusammenarbeit mit dem Forscherteam war hervorragend. Wie in einem Uhrwerk, haben alle Zahnräder perfekt ineinander gegriffen“, so Fritz Günther, Flugbetriebsleiter der Deutschen Zeppelin-Reederei GmbH. „Solche Forschungseinsätze sind für uns Piloten eine hochinteressante Abwechslung zu den Passagierflügen hier am Bodensee. Die geforderte Präzisionsfliegerei während einer Mission unterscheidet sich doch sehr von den touristischen Flügen. Die physischen und psychischen Herausforderungen sind bei diesen wissenschaftlichen Einsätzen andere als bei einem Passagierflug, der nur zwischen 30 und 120 Minuten dauert. Zum Beispiel ein Schwebeflug über Land fordert den Piloten deutlich weniger als ein punktgenauer Schwebeflug über dem offenen Meer.”

Das Expeditions-Branding des „Uhrwerk Ozean“-Zeppelins ist übrigens das Zeppelin-Branding Nummer 50. Ein Branding-Jubiläum sozusagen! Weitere Informationen rund um die Expedition „Uhrwerk Ozean“ gibt es unter www.uhrwerk-ozean.de

Sprung aus dem Zeppelin: Im freien Fall über Friedrichshafen
16 Fallschirmspringer hatten am 16. Oktober 2016 die Möglichkeit, aus dem Zeppelin NT zu springen – und auch für die „am Boden Gebliebenen“ waren diese Sprünge ein beeindruckendes Schauspiel. Der Zeppelin startete an diesem Tag insgesamt vier Mal. Absprung-Höhe war in etwa 700 Metern. Jeweils vier Fallschirmspringer konnten auf jedem dieser 15 Minuten dauernden Sonderflüge mitgenommen werden. Vor dem Start bekamen die Teilnehmer eine Einweisung direkt am Zeppelin und ein Jump Master prüfte, ob von den angemeldeten Springern die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt wurden – denn etwas Erfahrung musste man für einen solchen Sprung aus dem Zeppelin schon mitbringen.

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Ein Fallschirmspringer nach seinem Sprung aus dem Zeppelin
Foto: Felix Hörhager

”Ein unglaubliches Erlebnis,” meint Felix Baumgartner nach seinem Sprung aus dem Zeppelin. Auch die anderen Fallschirmspringer waren durchweg begeistert und warten schon darauf, sich wieder aus dem Zeppelin stürzen zu können. Diese Fallschirmsprung-Zeppelinflüge waren ab Mitte August buchbar und innerhalb weniger Tage komplett belegt. Die Warteliste derer, die keinen Platz mehr ergattern konnten, ist lang. Zusammen mit dem sehr positiven Feedback nach den Sprüngen, waren das für die DZR genügend Gründe, um im kommenden Frühjahr/Sommer wieder Fallschirmsprung-Zeppelinflüge zu planen. Ein genauer Termin steht noch nicht fest, wird aber Anfang 2017 auf der Website der Deutschen Zeppelin-Reederei veröffentlicht werden.

Zweiter Goodyear-Zeppelin NT bekommt den Namen „Wingfoot Two“
Am 21. Oktober 2016 wurde im Goodyear-Luftschiffhangar am Wingfoot Lake in Ohio nun der zweite von drei Zeppelinen getauft, die der US-Reifenkonzern vor fünf Jahren in Friedrichshafen gekauft hatte. 2011 landete die ZLT Zeppelin Luftschifftechnik GmbH & Co. KG (ZLT) mit dem Verkauf von drei Zeppelin NT an den US-Reifenkonzern Goodyear Tire & Rubber Company den größten Auftrag der Unternehmensgeschichte. Die Unterzeichnung war der Startschuss für eine erfolgreiche Kooperation zwischen Goodyear und der ZLT. Die Entwicklung sowie die Montage aller großen Bauteile erfolgt in Friedrichshafen. Ein wesentlicher Teil der Wertschöpfung entsteht somit hier am Bodensee. Sorgfältig in Containern verpackt, werden alle Komponenten in die USA transportiert und im Goodyear-Luftschiffhangar am Wingfoot Lake in Suffiled, Ohio endmontiert – unter Leitung der ZLT, dem weltweit einzigen zertifizierten Herstellbetrieb für den Zeppelin NT.

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Zweiter Goodyear-Zeppelin wird auf den Namen Wingfoot Two getauft
Foto: Goodyaer

Die Goodyear Tire & Rubber Company ist einer der führenden Reifenhersteller weltweit. Seit 1925 fliegen Prallluftschiffe, sogenannte Blimps, als Markenbotschafter des Unternehmens und haben sich zu wahren Marken-Ikonen entwickelt. Die Goodyear-Luftschiffe mit dem unverkennbaren Branding sind seit jeher ein Garant für höchste Aufmerksamkeit bei Veranstaltungen und Sport-Ereignissen aller Art. Ob Football-Spiel, Golf-Turnier, NASCAR-Rennen oder große Parade – ausgestattet mit hochauflösenden Kameras, stellen sie sämtlichen namhaften US-Fernsehsendern Live-Bilder in exzellenter Qualität zur Verfügung.

Bisher waren drei Goodyear-Blimps im Einsatz – jeweils einer an den drei Goodyear-Standorten Akron/Suffield (Ohio), Pompano Beach (Florida) und Carson (Kalifornien). Mit dem Kauf der drei neuen Zeppeline aus Friedrichshafen fiel bei Goodyear 2011 die klare Entscheidung, die bisherige Blimp-Flotte sukzessive durch das modernste Luftschiff der Welt zu ersetzen und sich somit für das nächste Luftschiff-Zeitalter zu rüsten. Der erste Goodyear-Zeppelin startete am 17. März 2014 seinen Erstflug am Goodyear-Luftschiffhangar in Suffield und wurde am 23. August 2014 dort auf den Namen „Wingfoot One” getauft. Das zweite Luftschiff absolvierte seinen Erstflug am 12. März diesen Jahres und hat nun den Namen „Wingfoot Two” bekommen. „Wingfoot One” wurde inzwischen nach Pompano Beach in Florida verlegt und hat dort seinen Dienst angetreten. „Wingfoot Two” wird momentan am Wingfoot Lake in Ohio eingesetzt. Somit wurde die bisherige Blimp-Flotte bereits an zwei Standorten durch die neuen Goodyear-Zeppeline ersetzt.

„Goodyear und Zeppelin Luftschifftechnik setzen einen weiteren Meilenstein in der Zusammenarbeit und knüpfen mit der Taufe des zweiten Luftschiffs an die bisherige Erfolgsgeschichte an” betont Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand. „Wir sind stolz und unserem Partner Goodyear dankbar, dass wir insgesamt drei Luftschiffe liefern können. Es ist der Ingenieurs- und Pioniergeist der Mitarbeiter der Zeppelin Luftschifftechnik, der den Traum vom Luftschiff zum zweiten Mal in den USA Wirklichkeit werden lässt. Ein weiterer Zeppelin NT wird nun als Botschafter Friedrichshafens am amerikanischen Himmel unterwegs sein.” Die Strukturteile und größere Baugruppen für den Bau des dritten Goodyear-Zeppelin NT wurden bereits in die USA verschifft. Im April 2017 soll mit der Montage begonnen werden.