Freundeskreis Zeppelin-Museum wird 40

 

Der Freundes­kreis zur Förderung des Zeppelin-Museums wird 40 Jahre alt. Am 8. März 1982 fand die Gründungsver­sammlung statt. Zum Vorsitzenden wurde damals der Häfler Unterneh­mer Otto Hüni gewählt. „Ohne den Freundeskreis gäbe es das Zeppelin-Museum in seiner heutigen Gestalt sicher nicht”, sagt seine Vorsitzende Barbara Waibel. Vorrangiges Ziel war es damals, ein neues Museum zu errichten, das der Bedeutung des Werks des Grafen von Zeppelin und der Luftschifffahrt im Allgemeinen angemessen ist. 1996 konnte es im ehemaligen Hafenbahnhof eröffnet werden.

Barbara Waibel vor der Weltkarte in der Teilrekonstruktion der Hindenburg im Zeppelin-Museum.
Der Freundeskreis zur Förderung des Zeppelin-Museums hat dieses große Wandbild finanziert.

In Spitzenzeiten hatte der Freun­deskreis bis zu 1900 Mitglieder. In­zwischen sind es wegen zahlreicher Sterbefälle nur noch 1350. „Viele von der ersten Generation sind nicht mehr da”, sagt Waibel. Nicht wenige von ihnen haben beim Bau der Zep­peline noch selbst Hand angelegt. Andere waren Besatzungsmitglie­der, wie Werner Franz, der 1937 als Kabinenjunge den Brand der Hin­denburg überlebte und 2014 im Alter von 92 Jahren als letztes Mitglied der Luftschiffbesatzungen der Zeppeli­ne starb.

Heute befindet sich der Freundes­kreis in einer Phase des Umbruchs und der Erneuerung. „Wir müssen junge Leute für den Förderkreis inte­ressieren. Und in vielen Fällen ge­lingt das auch”, sagt Barbara Waibel. So ist Leander Gonzalez aus Fried­richshafen das jüngste Mitglied des Förderkreises – mit gerade einmal elf Jahren. Andere werden Mitglied, weil sie heute bei einem der Zeppe­lin-Betriebe angestellt sind. Über ih­re Arbeit stoßen sie auf die Luftschiffgeschichte. Zudem gibt es Stu­denten, die mit interessanten Forschungsfragen auf Barbara Waibel zukommen, da sie auch das Archiv von Luftschiffbau Zeppelin leitet. „Oft dürfen wir die Ergebnisse dieser jungen Wissenschaftler dann im Zeppelin-Brief veröffentlichen, der Publikation des Freundeskreises. Bis heute sind 80 Ausgaben erschienen”, sagt Barbara Waibel. Bisweilen treten die forschenden Studenten dann auch gleich in den Freundes­kreis ein.

Mit den neuen Mitgliedern, aber auch dem Fortgang der Unterneh­mensgeschichte von Zeppelin, er­weitert sich die Perspektive des Freundeskreises. Heute dreht sich im Verein nicht mehr alles nur ums Luft­schiff. Nach dem Zweiten Weltkrieg knüpfte der Zeppelin-Konzern zum Beispiel an die Zwischenkriegs-phase an und stellte Gondeln für Seilbahnen her. In der Sammlung schlägt sich das in Gestalt der Pfänderbahn-gondel nieder, die der Freundeskreis erworben hat. Später kamen der An­tennenbau und der Innenausbau von militärischen Spezialfahrzeugen da­zu. Auf derlei Aspekte der Unterneh­mensgeschichte richtet der Freun­deskreis sein Augenmerk nun eben­so, wie auf Zukunftsthemen wie au­tonomes Fahren, Brennstoffzelle und „grüner” Wasserstoff „So wollen wir als Freundeskreis für eine junge Ge­neration spannend bleiben”, sagt Barbara Waibel.

Der Freundeskreis sei ein aktiver und lebendiger Verein, der voll hin­ter dem Zeppelin-Museum stehe, fährt sie fort. Diese Verbindung zwi­schen Freundeskreis und Museum ist durch Barbara Waibel noch enger geworden. „Als Leiterin des LZ-Archivs habe ich meinen Arbeitsplatz ja direkt im Museum. Das wirkt sich positiv aus”, sagt sie.

Ohne Freundeskreis ist das Zep­pelin-Museum schon deshalb nicht denkbar, weil er 30 Prozent der Ge­sellschafteranteile des Zeppelin-Mu­seums hält. 2015 übertrug der Freun­deskreis seine Sammlung an die Stadt. Es war der große Schluss­punkt, den Manfred Sauter als Vor­sitzender des Freundeskreises setz­te. In seiner 25-jährigen Ära hatte er die Sammeltätigkeit des Freundes­kreises konsequent vorangetrieben. „Der Freundeskreis hat Millionen­werte zusammengetragen, finanziert aus Mitgliedsbeiträgen und Spen­den”, sagt Barbara Waibel. Wer viele dieser Erwerbungen auf einem Fleck sehen möchte, dem sei ein Be­such der Wun­derkammer des Zeppelin-Muse­ums empfohlen. Das liebste Ex­ponat, das es oh­ne den Freun­deskreis nicht geben würde, ist für Barbara Waibel aber die Weltkarte in der Rekon­struktion der „Hindenburg”: „Dieses raumfüllende Wandgemälde hat der Freundeskreis finanziert”, sagt sie. Hinzugekommen sind angekaufte Großexponate, wie zum Beispiel der Maybach DS 8 Zeppelin.

Die Sammlung des Zeppelin-Mu­seums enthält heute auch die priva­ten Sammlungen vieler Freundes­kreis-Mitglieder. Und noch immer kommen private Nachlässe hinzu. Verbunden mit diesen Sammlungen ist natürlich ein enormer Wissens­fundus, von dem das Zeppelin-Mu­seum profitiert. Eingegangen ist die­ses Wissen unter anderem in viele Luftschiffmodelle, die anerkannte Modellbauer wie Henry Wydler und Andreas Horn – beide Mitglieder des Freundeskreises – in zahllosen Stun­den herstellten. Dadurch verfügt das Zeppelin-Museum heute über eine international einmalige Luftschiff-Modellsammlung.

Der Freundeskreis hat nie aufge­hört, Sammlerstücke rund um die Zeppelin-Geschichte anzukaufen. Inzwischen geschieht das in enger Abstimmung mit dem Zeppelin-Mu­seum. Allerdings kann die stark an­gewachsene Sammlung nur sehr ein­geschränkt gezeigt werden. „Dem Zeppelin-Museum fehlt der Platz. Es braucht dringend neue Räume. Da­für wollen wir uns als Freundeskreis starkmachen”, sagt Barbara Waibel. Damit kehrt der Freundeskreis zu seiner Gründungsmotivation zu­rück: Schon 1982 ging es dem Freun­deskreis darum, der Technik-Samm­lung mehr Raum zu verschaffen, die im Bodensee-Museum an ihre Gren­zen gestoßen war.

Der Freundeskreis strebt an, dass insbesondere die Häfler Industriege­schichte endlich angemessen prä­sentiert werden kann. Das war im Zeppelin-Museum wegen fehlender Flächen von Anfang an nicht mög­lich. Deshalb steht unter anderem die schon erwähnte Pfänderbahngondel in einem Depot, wo niemand sie sieht. Eine Zwischenlösung wäre für den Freundeskreis die Auslage­rung der Kunstsammlung in einen Erweiterungsbau. Dadurch bekäme die Techniksammlung mehr Platz. „Das absehbare Ziel muss aber der Bau geeigneter Räume für die Tech­niksammlung sein”, sagt Barbara Waibel. Sie zieht mit dieser Forde­rung an einem Strang mit Claudia Emmert, der Direktorin des Zeppe­lin-Museums.

Die Erweiterung des Museums hat der Gemeinderat übrigens schon im Dezember 2018 beschlossen. Rea­lisiert ist sie bis heute nicht.

Bericht Schwäbische Zeitung