Zeppelin-Brief Nr. 74
Inhaltsverzeichnis:
– Mitgliederversammlung 2019 und andere Termine
– Vorwort / Barbara Waibel
– Mitgliederversammlung 2018. Vorstandswahlen und Eröffnung der Gedächtnisausstellung für Hugo Eckener / Martin Demel und Barbara Waibel
– Grußwort zur Ausstellungseröffnung „Alles auf eine Karte“ / Uwe Eckener
– Ein Zeppelin-Freund mit Leib und Seele – Nachruf auf Manfred Bauer / Barbara Waibel
– Mitgliederausflug 2018 nach Vadans und Dornbirn / Rainer Fischbach
– 50 Jahre Patenschaft Marinefliegergeschwader 3 und Stadt Friedrichshafen / Manfred Sauter
– Innovationen – Technik – Kunst: Das Zeppelin-Museum stellt sich für die Zukunft auf / Claudia Emmert
– Game of Drones. Von unbemannten Flugobjekten / Jürgen Bleibler
– Die Moderne im Zeppelin / Dominik Busch
– Manches ändert sich nie. Personalakten im Archiv der Luftschiffbau Zeppelin GmbH / Susanne Maier
– Baugesuch zur Herstellung eines Bauschuppens bei der Montierungshalle in Manzell / Manfred Sauter
– Das Ende der „Babykiller“. Die letzten Zeppelin-Einsätze im Ersten Weltkrieg / Sabine Ochaba
– 100 Jahre Maybach: Die Geburt einer Legende / Heike Weishaupt
– Der Freiballon D-GRAF ZEPPELIN verabschiedete sich ins Zeppelin Museum Friedrichshafen / Wolfgang von Zeppelin
– Ausstellung „Phantasma Arktika“ / Barbara Schennerlein
– Neues vom Zeppelin NT / Andrea Fischer
– Gelebte Verantwortung: Recycling als Chance – Der Zeppelin Konzern investiert in nachhaltige Innovationen / Kerstin Weber und Guido Veit
– Paketzustellung der Zukunft – ZF unterstützt Postboten / Kathrin Wildemann
– Bücher und Shopartikel
Liebe Mitglieder des Freundeskreises zur Förderung des Zeppelin Museums, liebe Zeppelin-Freunde,
das Jahr 2018 war voller Abschiede für unseren Freundeskreis und für das Zeppelin Museum. Besonders traurig und schwer war der Abschied von unserem Vereinsvorsitzenden Manfred Bauer. Seine schwere Krankheit zwang ihn, sein Amt als Erster Vorsitzender unseres Freundeskreises niederzulegen. Bei der Mitgliederversammlung am 7. Juli, zu der er so gerne gekommen wäre, um noch ein letztes Mal seine Funktion als Vorsitzender wahrzunehmen, konnte er schon nicht mehr dabei sein. Er starb wenige Tage später in seinem Haus in Immenstaad im Kreis seiner Familie. Mit seiner liebenswürdigen Art hat er den Verein auf seine ganz eigene Weise geprägt. Wir alle hätten uns gewünscht, dass er dieses Amt, das er mit so großer Hingabe und Freude ausgeführt hat, noch lange hätte wahrnehmen können. Manfred Bauers Rücktritt machte es notwendig, die Vereinsführung in an¬dere Hände zu legen, und so darf ich mich denjenigen, die nicht bei der Mit¬gliederversammlung dabei sein konnten, als Ihre neue Vorsitzende vor¬stellen. Als Leiterin des Archivs der Luftschiffbau Zeppelin GmbH bin ich mit dem Thema Zeppelin gut vertraut und habe den Werdegang des Museums in den letzten 23 Jahren intensiv mit-begleitet. Seit 2015 war ich Beisitzerin im Freundeskreis-Vorstand und v.a. für den Zeppelin-Brief mitverantwortlich. Ich möchte mich bei Ihnen herzlich für das Vertrauen bedanken, das Sie mir durch die Wahl zur Vorsitzenden entge-gengebracht haben.
Ein anderer, glücklicherweise weit we¬niger endgültiger und trauriger Ab¬schied war der von unserem Schriftführer Martin Demel. Mit ihm mussten wir nicht nur unser bis dahin jüngstes Vorstandsmitglied ziehen lassen,
sondern auch einen Profi in Sachen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Wir haben jedoch adäquaten Ersatz mit Michael Auer gefunden. Der Enkel des Maschinisten Johannes Auer bringt hohe IT-Kompetenz mit und hat sich gerne bereit erklärt, Martin Demels Nachfolge anzutreten.
Zahlreiche Abschiede gab es auch unter den Museumsmitarbeiterinnen. Die meisten sind für die Betreffenden mit viel Zukunftsperspektive verbunden oder von zeitlich begrenzter Dauer und insofern mit einem weinenden und einem lachenden Auge zu betrachten. Manche von ihnen waren seit vielen Jahren hier und suchten nun eine neue Herausforderung (siehe den Bericht von Claudia Emmert, Zeppelin-Brief Nr. 73). Andere verließen uns aufgrund einer zeitlich befristeten Anstellung, so Linda Kunnen (Volontärin Bildung und Vermittlung), die jetzt eine Stelle im Karl-May-Museum in Radebeul angetreten hat, oder Fanny Stoye, die hier zwei Jahre Provenienzforschung betrieben und abschließend die äußerst spannende und sehenswerte Ausstellung „Eigentum verpflichtet“ konzipiert hat, die noch bis Januar 2020 zu sehen ist. Nur vorübergehend verabschiedet haben sich Mareike Mattes (Verwaltung), Carolin Gennermann (Leiterin Museumsshop) und Susanne Maier (LZ-Archiv). Sie haben für Nachwuchs gesorgt und sind für einige Zeit im Erziehungsurlaub. Wir wünschen Eltern und Kindern alles Gute und freuen uns auf die künftigen Zeppelin-Fans.
Solche Weggänge sind immer auch ein Aderlass, denn mit jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter gehen Kontakte, Wissen und Kompetenzen verloren und es dauert einige Zeit, bis die Stelle wieder adäquat besetzt werden kann und der oder die Neue sich eingearbeitet hat. Aber sie bieten auch Chancen für Neuerungen in den jeweiligen Abteilungen und bringen durch neue Kolleginnen
mit neuen Ideen auch immer wieder frischen Wind ins Haus.
Leider konnten einige Stellen nicht neu besetzt werden, und so kämpft das Museumsteam derzeit mit stark reduzierter Besatzung unter hohem Arbeitseinsatz und Aufbietung aller Kräfte um die Aufrechterhaltung des Museumsbetriebs auf dem gewohnt hohen Niveau. Wir hoffen sehr, dass das Museum mit den nötigen Mitteln ausgestattet werden kann und die fehlenden Stellen bald wieder besetzt werden können.
Auch die erhofften Besucherzahlen wie 2017 haben sich dieses Jahr nicht ein-gestellt. Der heiße Sommer hat allen Museen drastische Besucherrückgänge beschert. Mit derzeit 213.565 Besucher liegt das Zeppelin Museum im Vergleich zum Vorjahr um rund 28.000 Besucher zurück. Dennoch hat es selbst mit diesem ungünstigen Ergebnis noch immer deutlich höhere Zahlen als etwa das vier Mal größere TECHNOSEUM in Mannheim, das im Durchschnitt rund 200.000 Besucher pro Jahr verzeichnet. Seit der Neueröffnung im Hafenbahnhof haben mehr als sechs Millionen Menschen das Zeppelin Museum besucht. Das sind auf die vergangenen 22 Jahre verteilt im Durchschnitt mehr als 270.000 Besucher pro Jahr. Wir finden das ist eine tolle Leistung, für die dem gesamten Museumsteam Anerkennung und ein herzlicher Dank gebührt!
Im Namen des Vorstandes wünsche ich Ihnen nun viel Freude mit der aktuellen Ausgabe des Zeppelin-Briefs, geruhsame Weihnachtstage und für das kom¬mende Jahr 2019 ein friedliches Miteinander, viel Freude und Gesundheit.
Barbara Waibel
Nachruf auf Manfred Bauer
Am 12. Juli 2018 verstarb unser Vorsitzender und Ehrenvorstand Manfred Bauer nach langer, schwerer Krankheit in seinem Haus in Immenstaad. Der Freundeskreis zur Förderung des Zeppelin Museums e.V. trauert um einen besonderen Menschen und einen lieben Freund, der uns in unserem Verein jahrzehntelang begleitet hat.
Der am 29. Dezember 1946 geborene Sohn des Luftschiffkapitäns Heinrich Bauer war seit 1990 im Vorstand des Freundeskreises zur Förderung des Zeppelin Museums e.V. und wurde 2015 erster Vorsitzender des Vereins, den er in den letzten drei Jahren in seiner ganz eigenen Weise geprägt hat. Als 2007 der Aufsichtsrat des Zeppelin Museums geschaffen wurde, vertrat Manfred Bauer den Freundeskreis in diesem Gremium und wurde 2015 stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender.Sein viel zu früher Tod ist nicht nur für seine Familie und seine vielen Freunde ein trauriger und sehr großer Verlust, sondern besonders auch für unseren Freundeskreis. Für das Zeppelin Muse-um war er nicht nur ein Mensch, der in Verein und Aufsichtsrat Verantwortung übernahm. Er war ein Zeppeliner mit Leib und Seele, ein Berater und Freund, der für den Freundeskreis und das Zeppelin Museum lebte und die Museumsarbeit mit fachlicher Kompetenz, konstruktiver Kritik und persönlicher Leidenschaft begleitete. Er war stolz auf sein Zeppelin Museum, an dessen Seite er auch in schwierigen Situationen immer solidarisch stand und dessen Interessen er immer mit Klarheit vertrat. Manfred Bauer hatte als Sohn des Luftschiffführers Heinrich Bauer eine persönlich sehr enge Verbindung mit dem Thema Zeppelin. Doch was es eigentlich bedeutete ein Zeppeliner zu sein, das wurde ihm – wie er oft erzählte – erst bei der Trauerfeier für seinen Vater klar. Die Reden, die am Grab gehalten wurden, die besondere Atmosphäre und Kameradschaft unter den alten Zeppelinern sowie ihre spannenden Geschichten beeindruckten ihn zutiefst. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass sein Vater ein Stück Geschichte von weltweiter Bedeutung mitgeschrieben hatte.
Von da an begann er, sich intensiv mit dem Leben seines Vaters und somit zwangsläufig mit der Zeppelingeschichte zu befassen, und es wurde sein Hobby, seine große Leidenschaft, die ihn von da an nicht mehr losließ und die er immer mit viel Begeisterung und mit großem Engagement lebte. Er fing an, Zeppelinobjekte zusammenzutragen, die in Verbindung mit seinem Vater standen, und er wurde besonders auch zum Sammler und Kenner von Zeppelinpost. Durch seine Sammeltätigkeit und seine Recherchen machte er die Bekanntschaft vieler interessanter Menschen, die sein Hobby teilten und stand in Verbindung mit Zeppelinfans auf der ganzen Welt.
Seine Recherchen führten schließlich dazu, dass er zum Buchautor wurde. Einige seiner Publikationen sind Standardwerke der Zeppelin-Literatur. 1985 veröffentlichte er sein erstes Buch in der Schriftenreihe zur Geschichte der Zeppelin-Luftschifffahrt über die Luft-schiffhallen in Friedrichshafen. Als Band 2 dieser inzwischen leider eingestellten Schriftenreihe des Zeppelin Museums wurde es nicht nur in mehreren Auflagen gedruckt und um das Kapitel neue NT-Halle ergänzt, sondern auch ins Englische übersetzt. Ebenfalls in der Museums-Schriftenreihe erschien 1994 sein Buch über das Luftschiff LZ 130 „Graf Zeppelin“, das er in Zusammenarbeit mit dem Zeppelin-Philatelisten John Duggan schrieb. Der persönliche Höhepunkt seiner schriftstellerischen Tätigkeit war aber sicherlich die Biographie über seinen Vater Heinrich Bauer, die 2011 erschien und von einer Ausstellung im damals noch Grenzraum genannten ZeppLab unseres Museums begleitet wurde.
All das machte ihn zu einem idealen Kandidaten für das Amt des Vorsitzen-den des Freundeskreises, das er vor drei Jahren von Manfred Sauter übernahm. Und er übte dieses Amt vom ersten Moment an in beeindruckender Art und Weise aus. Nicht nur sein Wissen und seine Begeisterung für das Thema Zeppelin und für alles, was hier in seinem Zeppelin Museum geschah, zeichnete ihn aus, sondern vor allem seine besondere Art auf Menschen zuzugehen.
Mit dem Zeppelin Museum, dessen Neueröffnung im Hafenbahnhof er 1996 mitgestaltet und miterlebt hat, fühlte er sich immer sehr eng und herz-lich verbunden. Das zeigte sich besonders auch in den kleinen Gesten, etwa in seinen strahlenden Augen, wenn der Freundeskreis wieder einmal ein seltenes Exponat für das Museum erwerben konnte oder in seiner lebhaften Begeisterung für eine neue Ausstellung undganz besonders in seiner Freude über die Neukonzeption des Museums von 2009 bis 2014, die er während der Umbauarbeiten als „die schönste Baustelle der Welt“ bezeichnet hat. Es zeigte sich auch darin, dass er immer gerne in den Hafenbahnhof kam, um – wie er sagte – wieder einmal Museumsluft zu schnuppern. Dabei schaute er in jedem Büro kurz vorbei und hatte für jeden ein freundliches Wort. Manfred Bauer war ein Mensch, der die Menschen mochte und sie für sich einnahm. Mit seiner warmherzigen, offenen und liebenswürdigen Art hat er Türen geöffnet und Brücken gebaut. Dadurch ist er zur Seele des Freundeskreises geworden. Den Verein leitete er sehr demokratisch. Jeder im Vorstand erhielt eine besondere Aufgabe und die Diskussionen bei den Vorstandssitzungen waren immer sehr konstruktiv und effektiv. Als ehemaliger Schriftführer war er zudem immer bemüht, es dem amtierenden Schriftführer möglichst leicht zu machen. Seine Tagesordnungen waren immer so ausführlich, dass das Sitzungsprotokoll schon halb geschrieben war. Als aktiver Fastnachter besaß er zudem auch schauspielerische und rednerische Talente. Die Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen, die er leitete, waren immer sehr humorvoll und man hörte ihm gerne zu.
Mir selbst ist Manfred Bauer auch zu einem persönlichen Freund geworden. Näher kennen gelernt haben wir uns während der Recherchen und der redaktionellen Arbeit für das Buch über seinen Vater. Zu Freunden sind wir dann in den letzten drei Jahren durch die gemeinsame Arbeit am Zeppelin-Brief geworden. Während der gemeinsamen Redaktionssitzungen war immer auch Zeit für persönliche Gespräche, für die ich ihm sehr dankbar bin. Beeindruckt hat mich immer wieder, mit wem Manfred alles in Kontakt stand und wie er es immer wieder schaffte, spannende Beiträge von den unterschiedlichsten Menschen für unsere Zeitschrift einzuwerben. Und natürlich steuerte er auch immer mit großer Begeisterung eigene Beiträge bei. Jedes Mal, wenn wir uns trafen, hatte er neue Vorschläge und potentielle Autoren in der Tasche und seine Liste mit Themen für künftige Ausgaben ist so lang, dass wir uns um den Inhalt der Zeppelin-Briefe keine Sorgen machen müssen.
Als Dank für sein großes Engagement für unseren Verein, hat der Freundeskreis ihn bei seiner diesjährigen Mitgliederversammlung zum Ehrenvorstand ernannt. Ihm selbst war sein innigster Wunsch, noch ein letztes Mal die Mitgliederversammlung zu leiten und noch einmal Museumsluft zu schnuppern, nicht mehr vergönnt. Er verstarb nur wenige Tage nach der Mitgliederversammlung. Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt seiner lieben Frau Helga, seiner Tochter Carolin mit Ehemann Mario sowie der ganzen Familie. Wir werden uns immer gerne an Manfred Bauer erinnern und die vielen Dinge, die er im Freundeskreis und im Zeppelin Museum angestoßen hat, in seinem Sinne weiterführen. Damit würden wir ihm sicherlich die größte Freude machen.
Barbara Waibel