Zeppelin-Brief Nr. 76

Inhaltsverzeichnis:

  • 1. Vorwort
  • 2. Termine im Zeppelin Museum Januar bis Juni 2020
  • 3. Neuer Flyer – Zeppelin-Brief künftig auch per Email – Exklusivführungen für Mitglieder
  • 4. Bericht über die Mitgliederversammlung 2019 / Barbara Waibel
  • 5. Fluggeräte und Schlösser. Mitgliederausflug nach Schleißheim am 18. September 2019 / Rainer Fischbach
  • 6. Wege in die Abstraktion. Marta Hoepffner und Willi Baumeister / Ina Neddermeyer
  • 7. Hello and Goodbye oder drei Neue und ein Abschied / Felix Banzhaf, Caroline Wind, Anna Zaniboni
  • 8. Irgendwo zwischen Hashtags, Blogbeiträgen und Presse-Clippings. Mein duales Studium am Zeppelin Museum / Lisa Klaschka
  • 9. Lina Böglis Bemerkungen zum Zeppelin / Martin Kohler
  • 10. Das Marine-Luftschiff L 30 und die Atlantikfahrten des R 34. Freundeskreis und Museum holen gemeinsam bedeutendes Relikt der Zeppelingeschichte nach Friedrichshafen / Jürgen Bleibler
  • 11. Im Zeppelin um die Welt. Die Weltrundfahrt des LZ 127 Graf Zeppelin (1. August bis 4. September) / Barbara Waibel
  • 12. Eine südamerikanische Journalistenreise im Zeppelin nach Deutschland / Sylk Schneider
  • 13. Die Zeppelin-Hütte am Bödele / Franz-Josef Mesmer und Kathrin Wurzer
  • 14. Prospekt FIF Zwangsmischer / Manfred Sauter
  • 15. Rekordergebnis für den Zeppelin Konzern. Auf der weltweit größten Baumaschinen Messe bauma / Kerstin Weber
  • 16. ZF forscht an Lösungen gegen Reisekrankheit / Florian Tausch
  • 17. Neuigkeiten vom Zeppelin NT / Andrea Fischer
  • 18. Zeppelin-Kalender und Zeppelin-Dinner

Liebe Vereinsmitglieder, liebe Zeppelinfreunde,

schon wieder ist ein Jahr um, Weihnachten steht vor der Tür und damit kommt auch alle Jahre wieder die Weihnachtsausgabe des Zeppelin-Briefs ins Haus geflattert. Wie inzwischen gewohnt, finden Sie auch in dieser Ausgabe vereinsbezogene Beiträge, Neuigkeiten aus dem Zeppelin Museum, natürlich wieder jede Menge historische Berichte aus der Zeppelingeschichte (u.a. einen jahreszeitlich passenden Beitrag über die Zeppelin-Hütte am Bödele) sowie Interessantes und Lesenswertes aus den heutigen Unternehmen ZF, Zeppelin und DZR.
Sehr stolz sind wir vom Vorstand auf unseren neuen Flyer. Er hat uns einige Zeit beschäftigt, bis er die jetzige Form gefunden hat. Insbesondere die Titelseite ist ungewöhnlich. Hier legt sich als schräg geschnittene Halbseite eine technische Zeichnung des Gerippes vom Luftschiff LZ 127 über ein historisches Foto von eben diesem Zeppelin. Es war gar nicht so leicht, zu der Zeichnung ein geeignetes Foto zu finden, das von der Perspektive her gut passt. Wir haben jedem Zeppelin-Brief ein Exemplar des Flyers beigelegt und hoffen, dass er Ihnen ebenso gut gefällt wie uns.
Wir freuen uns sehr, wenn Sie damit Werbung für unseren Verein machen. Weitere Exemplare gibt es an der Museumskasse oder bei mir im Zeppelin-Archiv. Die Werbung neuer Mitglieder lohnt sich und ist wichtig, weil unser Verein dann stark bleibt und damit eine wichtige Stimme als Mitgesellschafter des Museums und in der Stadt hat. Mitglieder profitieren von vielen Vorteilen: in erster Linie vom ganzjährig freien Eintritt in die Dauerausstellung und in alle Wechselausstellungen des Museums. Sie erhalten zwei Mal im Jahr den Zeppelin-Brief und einmal im Jahr ein Angebot zu einer Mitgliederfahrt zu interessanten Zielen zum Thema Zeppelin, Luftfahrt oder Technik im Allgemeinen. Weiterhin erhalten Sie Ermäßigung im Museumsshop und einen speziellen Sonderpreis nur für Freundeskreismitglieder für den attraktiven Zeppelin-Kalender. Für jedes neu geworbene Mitglied erhalten Sie einen Gutschein für das Restaurant im Zeppelin Museum.

Neu eingeführt haben wir kostenlose Exklusivführungen für Mitglieder durch Wechselausstellungen, in die Depoträume oder zu besonderen Themenschwerpunkten in der Dauerausstellung. Diese Exklusivführungen, die die KuratorInnen des Museums und manchmal sogar die Direktorin selbst durchführen, finden einmal im Monat im Winterhalbjahr statt. Die Termine sind jeweils im Zeppelin-Brief unter der Rubrik „Termine im Zeppelin Museum“ aufgeführt und künftig werden Sie auch im Quartalsprogramm des Museums angekündigt. Leider sind die ersten beiden Termine im Oktober und November noch nicht sehr stark wahrgenommen worden. Wir hoffen aber sehr, dass sich dieses Format unter den Mitgliedern nach und nach herumspricht und dann größere Resonanz findet. Lassen Sie sich die einmalige Gelegenheit nicht entgehen, die Ausstellungen und das Museum mit ExpertInnen zu entdecken.
Die Zusammenarbeit von Verein und Museum hat sich in den letzten Jahren sehr intensiviert und trägt vielfältige Früchte. Unser Verein leistet wichtige Unterstützung für das Museum, wie z.B. beim Transport der L 30-Gondel für die aktuelle Wechselausstellung „Vernetzung der Welt. Pionierfahrten und Flugverkehr über den Atlantik“. Ohne die finanzielle Hilfe des Freundeskreises wäre es nicht möglich gewesen, dieses für die Ausstellung zentrale und einzigartige Objekt zur Zeppelin-Geschichte als Leihgabe nach Friedrichshafen zu holen. Im Gegenzug wird der Freundeskreis auf allen Plakaten und in allen Druckwerken und Presseankündigungen als Förderer der Ausstellung genannt. Am Beispiel der Atlantikflüge wird die Entwicklung des modernen Flugverkehrs thematisiert und die Bedeutung der Luftschiffe für diese Entwicklung herausgestellt. Auch die aktuelle Diskussion um Vielfliegerei und Flugscham wird aufgegriffen. Jürgen Bleibler, Felix Banzhaf und ich werden als Kuratorenteam am 23. Januar 2020 eine Exklusivführung für Freundeskreismitglieder durchführen (s. Termine, S. 4), zu der ich Sie schon jetzt sehr herzlich einladen möchte.
Nun wünsche ich allen Leserinnen und Lesern des Zeppelin-Briefs besinnliche Weihnachtsfeiertage und ein gutes, gesundes und friedvolles Jahr 2020.

Herzlichst Ihre

Barbara Waibel

Wege in die Abstraktion. Marta Hoepffner und Willi Baumeister

„Was ich mache ist auch Poesie, aber eine technisch materielle, eine Poesie aus rationalem Bewusstsein.“ (Marta Hoepffner, 1979).

Marta Hoepffner (1912-2000) ist eine zentrale Vertreterin der experimentellen Fotografie. Ihr OEuvre ist bis heute eher unbekannt und wurde nur selten in Ausstellungen gezeigt. Mit über 70 Werken, die einen umfassenden Einblick in ihr Schaffen geben, widmet das Zeppelin Museum der Fotografin nun eine große Ausstellung.

Gezeigt werden frühe schwarz-weißfotografische Experimente (Fotogramme, Mehrfachbelichtungen und Polarisationen), Porträts sowie farbfotografische Studien. Hoepffners innovative künstlerische Entwicklung zeigt sich vom Lichtbild über die Lichtgraphik bis zum Lichtobjekt. In konsequenter Aneignung fotografischer Mittel geht sie immer wieder über deren Grenzen hinaus und gilt so als Pionierin der experimentellen Fotografie. 1949 gründete sie eine eigene Privatschule für Fotografie, die 25 Jahre lang existierte. Fürdie insgesamt 1.000 Schülerinnen und Schüler bildete sie eine Brücke zwischen der Ästhetik der Vorkriegsmoderne und den Avantgardebewegungen nach  1945.

Gegenübergestellt werden ihre Arbeiten den Gemälden von Willi Baumeister (1889-1955). Von ihm sind über 30 Werke zu sehen. Hoepffner studierte ab 1929 an der Frankfurter Kunstschule bei Baumeister, einem der bedeutendsten abstrakten Maler. Als er 1933 seine Professur verlor, verließ auch sie aus Protest die Schule. Die Impulse, die Hoepffner von Baumeister erhielt, waren für ihre künstlerische Entwicklung prägend. Die moderne Malerei schulte ihren Blick und bildete die Grundlage für ihr Werk. Obwohl die beiden Künstler* innen auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten, verbindet sie der Weg in die Abstraktion und die Ablösung vom Gegenständlichen.

Beide beschäftigten sich mit ähnlichen Motiven, Bildkompositionen und Themen. Baumeister begann in den 1920er Jahren mit Sand zu experimentieren, den er für verschiedene Werke verwendete. Hoepffner spürte in ihren fotografischen Sandstudien abstrakten Formen in der Natur nach. Beide beschäftigten sich intensiv mit dem menschlichen Körper: Hoepffner in Porträt-, Sport- und Aktaufnahmen, die durch Solarisationen oder  ehrfachbelichtungen verfremdet wurden. Baumeisters Auseinandersetzung mit figürlich-gegenständlichen  Darstellungen reicht von den Apoll- und Maschinenbildern bis hin zu der Höhlenmalerei der Steinzeit. Hoepffners  Fotogramme sind formal sehr stark von Baumeister beeinflusst. Durch die rhythmische Anordnung geometrischer Elemente werden hier abstrakte Bildkompositionen geschaffen.

Die Ausstellung folgt der Konzeption des assoziativen Sehens. Sie spürt dem nach, wie sich Formen und Motive im Werk der Künstler*innen entwickelt haben. Gezeigt werden zum einen die Verbindungen, wie die Beschäftigung mit abstrakten Urformen, zum anderen macht die Ausstellung die unterschiedlichen Herangehensweisen sichtbar.

Die Ausstellung stellt das vielfältige Werk Hoepffners und Baumeisters vor. Die präsentierten Arbeiten reichen von den 1910er Jahre bis in die 1980er Jahre. Neben Werken aus der Sammlung des Zeppelin Museums sind hochkarätige Leihgaben und Archivalien zu sehen.

Ina Neddermeyer